
Jana Friedrich arbeitet seit 16 Jahren als Hebamme und ist zweifache Mutter. Auf ihrem Hebammenblog und als Gastautorin auf anderen Portalen teilt sie mit Euch ihr Wissen und ihre Erfahrung rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Bei ihr bekommt Ihr Informationen und Beratung für eines der spannendsten Abenteuer des Lebens.
Haare färben, Nägel lackieren, Piercings – was geht in der Schwangerschaft und worauf sollte man achten? Und kann man eigentlich etwas gegen Dehnungsstreifen machen? Mit diesen Fragen werde ich häufig in der Schwangerenberatung konfrontiert. Denn auch wenn Schwangere oft schon hormonbedingt eine tolle Ausstrahlung haben, gibt es ja dennoch kleine Schönheitsrituale, auf die man in der Schwangerschaft nicht unbedingt verzichten möchte. Vieles ist unbedenklich, bei einigem gibt es Ausweichmöglichkeiten und manches sollte man in der Zeit unterlassen. Für Euch habe ich mal die wichtigsten Pflegetipps und Tabus für die Schwangerschaft zusammengestellt.
Dauerwellen
„Dauerwellen halten in der Schwangerschaft nicht!“ schwören viele Frisöre. Wahr ist, dass Haare einer schwangeren Frauaufgrund der veränderten Hormonsituation oft ganz anders auf die Dauerwelle reagieren als sonst im Leben. Die verwendeten Chemikalien werden zwar nach jüngsten Erkenntnissen als harmlos für das Baby eingestuft, wenn Ihr aber ganz sichergehen wollt, verzichtet zumindest in den ersten drei Monaten ganz darauf. Denn das ist die sensibelste Entwicklungszeit des Babys, in der die Organe angelegt werden und äußere Einwirkungen von Fremdstoffen den größten Schaden anrichten könnten. Im „Notfall“ gibt es ja auch noch den Locken(zauber)stab oder herkömmliche Wickler.
Haare färben
Chemikalien gelangen an alles, was mit der Kopfhaut in Berührung kommt. Auch hier würde ich zumindest die Drei-Monats-Regel anwenden. Die Studienlage ist hier noch unklar. Fakt ist aber, dass bei Frauen, die sich in der Schwangerschaft die Haare färbten, Chemikalien im Fettgewebe der Kinder und in der Muttermilch nachgewiesen werden konnten. Falls Ihr jedoch nicht so lange auf das Färben verzichten möchtet, könnt Ihr auch auf gute Naturfarben zurückgreifen, die garantiert unbedenklich sind.
Nägel lackieren
Natürlich solltet Ihr nichts übertreiben. Selbstverständlich dürft Ihr die Nägel lackieren. Die Lacke können zwar Lösungsmittel und Weichmacher enthalten, aber die Mengen sind so gering, dass sie als unbedenklich gelten. Allerdings solltet Ihr die Lacke am besten bei geöffnetem Fenster auftragen, um möglichst wenig die entstehenden Dämpfe einzuatmen. Falls Ihr Euch noch stärker absichern möchtet, kauft Ihr den Nagellack am besten im Reformhaus oder im Bioladen. Für das Entfernen ist ein acetonfreies Mittel anzuraten. Auf modellierte Acryl-Nägel solltet Ihrganz klar verzichten, sonst setzt Ihr Euch doch während der Herstellung relativ lange gesundheitlich bedenklichen Gasen aus.

Tattoos
In der Schwangerschaft solltet Ihr Euch keine neuen Tattoos stechen lassen. Die in den Farben enthaltenen Schwermetalle können über den Blutkreislauf zum Kind gelangen. Außerdem wird vermutet, dass die von der Mutter durch den Schmerz gebildeten Stoffe das Kind erheblich stressen.
Auch Frauen mit schon vorhandenen Tattoos können während der Geburt Probleme bekommen. Wenn sich das Tattoo nämlich im Lendenwirbelbereich befindet, verweigern manche Anästhesisten eine PDA als Schmerzmittel. Die Begründung: Die Farbpigmente könnten durch die Punktion in den Periduralraum (Raum im Bereich der Rückenmarkshäute) gelangen.
Piercings
Schwangeren empfehle ich, auf neue Piercings weitestgehend zu verzichten. Entzündungen an der Einstichstelle sind in der Schwangerschaft häufig. Bereits vorhandene Piercings können vorerst bleiben. Bauchnabelpiercings sollten durch spezielle Kunststoffvarianten ersetzt werden, da die sich stark dehnende Haut sonst leicht reißen kann. Piercings im Intimbereich müssen spätestens mit den einsetzenden Wehen entfernt werden, da sie eine Verletzungsgefahr für das Kind darstellen und natürlich auch die Wahrscheinlichkeit für eine Rissverletzung bei der Mutter stark erhöhen.
Dehnungsstreifen vermeiden
„…geht das eigentlich?“Jein! Ein bisschen was kann man durch gute Pflege, Ernährung und Sport machen, aber ein großer Teil davon ist einfach eine genetisch vorbestimmte Veranlagung zu einer Bindegewebsschwäche. Meine Empfehlung ist trotzdem, das bestmögliche zu tun, die Dehnungsstreifen zu verhindern, dann braucht Ihr Euch zumindest später keine Vorwürfe machen, es nicht wenigstens versucht zu haben.
Das Wichtigste dabei ist, die Haut durch Fette oder Öle geschmeidig zu halten. Denn trockene Haut reißt viel eher. In der Regel wird die Haut erst sehr trocken, dann fängt sie an zu jucken und dann entstehen die Dehnungsstreifen, bei denen es sich ja wirklich um kleine Risse im Bindegewebe handelt. Daher ist es gut, die reichhaltigen Cremes oder Öle in die Haut einzumassieren, wodurch man auch die tieferen Schichten erreicht und damit die Durchblutung anregt. Ihr könnt das Gewebe durch Zupfen oder Kneten einfach etwas bewegen oder auch mit einem Luffaschwamm oder einer Bürste zart bearbeiten.
Wenn Ihr zu vorzeitigen Wehen neigt, dann solltet ihr auf zu kräftige Massagen am Bauch natürlich verzichten. Sprecht einfach mit Eurer Hebamme oder Eurem Frauenarzt darüber. Was Ihr noch tun könnt, um Schwangerschaftsstreifen bestmöglich zu verhindern, habe ich auf meinem Hebammenblog im Beitrag „Schwangerschaftsstreifen – Striae Gravidarum“ ausführlich beschrieben.
Zahnpflege
„Jede Schwangerschaft kostet einen Zahn“ sagte man früher. Ganz so drastisch würde ich das heute nicht mehr sehen. Jedoch solltet Ihrin der Schwangerschaft schon auf gute Zahnpflege achten. Denn Entzündungen in der Schwangerschaft könnten theoretisch eine Frühgeburt auslösen. Und das gilt auch für so banale Dinge wie zum Beispiel eine Zahnfleischentzündung. Daher empfehle ich Euch, auch zu Beginn der Schwangerschaft einen Zahnarzttermin einzuplanen, um eventuelle Probleme rechtzeitig zu erkennen bzw. frühzeitig entsprechend vorzubeugen.
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