BABY & SCHWANGERSCHAFT

Welche Entbindungsmöglichkeiten gibt es?

Jana Friedrich arbeitet seit 16 Jahren als Hebamme und ist zweifache Mutter. Auf ihrem Hebammenblog und als Gastautorin auf anderen Portalen teilt sie mit Euch ihr Wissen und ihre Erfahrung rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Bei ihr bekommt Ihr Informationen und Beratung für eines der spannendsten Abenteuer des Lebens.

Circa 98% aller Geburten in Deutschland finden in einer Klinik statt. Ungefähr 2% aller Frauen entscheiden sich für eine außerklinische Geburt. Aber abgesehen vom Unterschied zwischen außer- und innerklinischer Geburtshilfe gibt es auch innerhalb der jeweiligen Bereiche graduelle Unterschiede. Nachfolgend beschreibe ich Euch Eure Entbindungsmöglichkeiten in den verschiedenen Institutionen samt deren Besonderheiten.

Das Angebotsspektrum

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen:
● Klinikgeburt
● Klinikgeburt mit Beleghebamme
● Geburt im hebammengeleiteten Kreißsaal
● Geburtshaus-Geburt
● Hausgeburt

Die Klinikgeburt

Wenn Ihr diese Variante wählt, müsst Ihr Euch nur noch für eine Klinik entscheiden – falls es in Eurer Gegend verschiedene Optionen dafür gibt – und Euch dann dort anmelden. In den meisten Kliniken gibt es Info-Abende für Eltern, auf denen der Kreißsaal vorgestellt wird. In einigen Kliniken muss man sich sehr früh anmelden, da nur eine bestimmte Anzahl von Frauen angenommen wird. Bei den meisten reicht es, sich um die 30. Schwangerschaftswoche herum vorzustellen.

Wenn die Geburt dann ansteht, steht das geburtshilfliche Team (meist eine oder zwei Hebammen und ein oder zwei Ärzte) für Euch bereit, das an diesem Tag gerade Dienst hat. Das Team muss dann aber natürlich alle Frauen bzw. Paare betreuen, die an diesem Tag dort hinkommen. Wenn die Geburt sehr unkompliziert war und es Mutter und Kind danach gut geht, besteht die Möglichkeit, schon vier Stunden nach der Geburt nach Hause zu gehen. Eine Geburt in der Klinik, ohne nachfolgenden Aufenthalt auf der Wochenbettstation, bezeichnet man als ambulante Geburt. Die allermeisten Frauen entscheiden sich aber dafür, nach der Geburt die üblichen drei Tage in der Klinik zu bleiben.

Es gibt kleinere Kliniken der Grundversorgung, die für Frauen, deren Schwangerschaften regelgerecht verliefen, bestens geeignet sind. Das trifft auf 90% aller Schwangerschaften zu. Sollten sich während der Schwangerschaft schon Risiken bei der Mutter oder dem Kind ergeben, ist es sinnvoll, zur Geburt ein Level1- oder Level2-Klinikum anzusteuern. Dabei handelt es sich um größere Perinatalzentren, also Kliniken, die besonders auf die Pflege und Überwachung von Frühgeborenen oder kranken Kindern ausgerichtet sind.

Das Siegel “babyfreundliches Krankenhaus” wird an Kliniken verliehen, die in ihrer Betreuung einen besonderen Fokus auf den Schutz und die Förderung der Eltern-Kind-Bindung legen.

Die Klinikgeburt mit einer Beleghebamme

Die Geburt mit einer Beleghebamme findet ebenso in einer der oben genannten Kliniken statt. Aber anstatt von der diensthabenden Hebamme betreut zu werden, wird man dabei von “seiner” Beleghebamme begleitet. In den meisten Kliniken gibt es diese externen bzw. freiberuflichen Hebammen, die mit den jeweiligen Häusern entsprechend kooperieren. Das heißt: Die Hebamme hat mit der Klinik einen Vertrag darüber, dass sie mit “ihren” Frauen zur Geburt dort hinkommt und alle Ressourcen nutzt, die dort vorhanden sind.

Für Euch heißt das: Ihr müsst Euch informieren, welche Beleghebammen es in Eurer Wunschklinik gibt und diese dann (möglichst früh in der Schwangerschaft) kontaktieren. Ihr trefft Euch dann mit ihr und wenn die Chemie stimmt, unterschreibt Ihr einen Behandlungsvertrag.
Es geht natürlich auch umgekehrt: Ihr sucht nach einer netten Beleghebamme und meldet Euch dann in der Klinik an, wo sie ihren Vertrag hat.
Die Beleghebamme betreut Euch dann schon in der Schwangerschaft, sodass Ihr ein gutes Vertrauensverhältnis aufbauen könnt. Sobald die Geburt beginnt, informiert Ihr “Eure” Hebamme und trefft Euch dann mit Ihr in der Geburtsklinik.

Der Hebamme stehen in der Klinik – vom Arzt über bestimmte Schmerzmittel bis hin zum OP – alle Mittel zur Verfügung, ähnlich wie einer angestellten Kreißsaalhebamme. Sie ist aber nur für Euch allein zuständig und muss nicht nebenbei noch weitere Frauen betreuen. Dadurch habt Ihr eine individuelle Rundum-Betreuung. Da die Beleghebamme schon drei Wochen vor und bis zu zwei Wochen nach dem errechneten Geburtstermin (ET) für Euch in Rufbereitschaft geht, berechnet sie dafür eine private Pauschale. Manche Krankenkassen übernehmen diese, manche nur zum Teil. Erkundigt Euch am besten vorher und entscheidet, ob Ihr diese gegebenenfalls auch selber aufbringen könnt und wollt. Einen Geburtsbericht über eine Beleggeburt könnt Ihr auf meinem Hebammenblog nachlesen.

Die Geburt im hebammengeleiteten Kreißsaal

In den meisten Kreißsäalen ist es so, dass Ihr immer von einer Hebamme und von einem Arzt betreut werdet. Es gibt aber auch Kreißsäale, die allein von Hebammen geleitet werden. Wenn die Geburt regelgerecht verläuft, braucht Ihr ja auch keinen Arzt. In Deutschland gibt es ein Gesetz, das besagt, dass eine Hebamme eine Geburt ohne Arzt, ein Arzt jedoch keine Geburt ohne Hebamme durchführen darf. Eine Geburt im hebammengeleiteten Kreißsaal ist also wie eine Geburtshausgeburt, nur in der Klinik.

Sollte es während der Geburt Probleme geben, wird die Geburt (auch wie bei einer Geburtshausgeburt) in den “normalen” Kreißsaal verlegt. In den meisten Fällen ist dazu nicht mal ein Ortswechsel nötig, sondern der Raum wird dann einfach umbenannt und ab dem Moment ist dann zusätzlich ein Arzt zuständig. Eine schöne Art der “Verlegung”, wie ich finde.

Die Geburtshaus-Geburt

Wenn Ihr Euch eine außerklinische Geburt wünscht, diese aber nicht in Eurer Wohnung stattfinden soll (weil z.B. die Wände sehr hellhörig sind), gibt es die Möglichkeit einer Geburtshaus-Geburt. Auch hier ist es wichtig, Euch früh anzumelden. Zudem gibt es die Rufbereitschaftspauschale. In der Regel ist diese höher als bei der Beleggeburt. Im Geburtshaus werdet Ihr komplett von Hebammen betreut. Diese werden sehr streng schauen, ob Ihr in den Anforderungskatalog der außerklinischen Geburtshilfe passt. Bei bestimmten Vorerkrankungen, oder wenn Ihr eine Risikoschwangerschaft entwickeln solltet, kann es also auch sein, dass Ihr vom Geburtshaus abgelehnt werdet. Das ist ganz wichtig, um bestimmte Risiken von vornherein auszuschließen. Das ist übrigens ein Grund, warum die Statistiken der außerklinischen Geburtshilfe so gut sind.

In einem Geburtshaus arbeiten mehrere Hebammen zusammen, die tageweise im Dienst sind. Während der Schwangerschaft lernt Ihr das ganze Team kennen. Wenn es dann soweit ist, kennt Ihr Eure betreuende Hebamme auf jeden Fall, auch wenn Ihr vorher noch nicht sicher wisst, welche es sein wird. In den meisten Geburtshäusern ist es so, dass Euch während der Wehen zunächst “nur” eine Hebamme betreut und zur Geburt eine zweite dazu kommt. Da es sein kann, dass sich während der Geburt Komplikationen entwickeln, die eine außerklinische Geburt unmöglich machen, müsst Ihr Euch zusätzlich auch in einer Klinik anmelden. In diesem Fall würde dann während der Geburt eine Verlegung stattfinden. Findet die Geburt aber wirklich im Geburtshaus statt, geht Ihr auch, wie bei der ambulanten Geburt, nach ungefähr vier Stunden nach Hause.

Die Hausgeburt

Und dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit, das Baby zu Hause zu bekommen. Auch bei dieser Variante ist eine frühe Hebammensuche anzuraten. Die Hausgeburtshebamme betreut Euch während der Schwangerschaft intensiv, kommt dann zur Geburt zu Euch nach Hause und begleitet Euch anschließend im häuslichen Wochenbett. Wie bei der Beleg- und der Geburtshaus-Geburt fällt eine Rufbereitschaftspauschale an. Auch die Hausgeburtshebamme hat einen strengen Ausschlusskatalog. In dem Fall sollte ebenfalls eine zusätzliche Klinikanmeldung stattfinden. Bei einer Hausgeburt bespricht die Hebamme mit Euch, welche Vorbereitungen Ihr für die Geburt treffen müsst. Einige Dinge sind von Euch zu besorgen (z.B. Malerfolie), einiges wird von der Hebamme mitgebracht.
Ist es dann soweit, kontaktiert Ihr sie und sie kommt direkt zu Euch. Nach der Geburt beginnt Euer häusliches Wochenbett an Ort und Stelle, ohne dass Ihr dafür nochmals den Ort wechseln müsst.

Die Qual der Wahl und die Grenzen der Wahlfreiheit

Das sind Eure Möglichkeiten – theoretisch. Jetzt seid Ihr dran, zu überlegen, welche Entbindungsmöglichkeit am besten zu Euch passt und Euch für Eure Wunschart zu entscheiden. Bleibt noch zu sagen, dass es momentan sehr schwierig ist, Beleghebammen oder Hebammen für die außerklinischen Geburtshilfe (inklusive häuslicher Nachsorge) zu finden, da viele – auf Grund der politischen Situation – ihren Beruf aufgeben. Ich hoffe, dass Ihr dennoch Eure Wunschentbindungsmöglichkeit bekommt und eine schöne Geburt erlebt. Wenn Ihr Fragen habt, beantworte ich diese gerne unter diesem Blogartikel oder bei meiner nächsten myToys – Facebook-Sprechstunde am 18. Juni 2015.

Falls Ihr an Neuigkeiten rund um das Thema Schwangerschaft interessiert seid, ist vielleicht der Schwangerschafts-Newsletter für Euch interessant.

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Als Hebamme und Mutter von zwei Kindern bloggt Jana mit Bauchgefühl und Fachwissen rund ums Kinderkriegen. Bei ihr bekommt man alle Zutaten zur Meinungsbildung für eines der spannendsten Abenteuer des Lebens. Noch mehr dazu gibt es auf ihrem Hebammenblog unter www.hebammenblog.de.

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