Sport ist in der Schwangerschaft nicht nur in Ordnung, sondern regelrecht empfehlenswert. Denn eine Schwangere profitiert auf vielerlei Weise von der zusätzlichen Bewegung. In Einzelfällen gibt es natürlich auch mal Gründe, warum eine Schwangere mit den sportlichen Aktivitäten aussetzen sollte. Hierzu gehören vor allem Blutungen oder vorzeitige Wehentätigkeit. Ob Risiken bestehen, klärt Ihr also am besten ganz zu Anfang mit Eurer Hebamme oder Eurem Frauenarzt ab. Es gibt für diesen Beratungspunkt sogar eine Extraspalte im Mutterpass, was, wie ich finde, die Wichtigkeit des Themas unterstreicht.
Doch der allerwichtigste Faktor beim Sport ist das eigene Befinden. Ihr solltet Euch beim Sport einfach wohlfühlen. Wenn das nicht der Fall ist oder sogar etwas im Bauch weh tut, dann brecht die Übung bitte sofort ab und wartet, bis sich alles wieder beruhigt hat. Das nächste Mal solltet Ihr dann eine deutliche Stufe runterregeln. Denn im Gegensatz zum normalen Leben, wo wir ja gerne immer alles geben, gilt in der Schwangerschaft: „Nicht überanstrengen, sondern auf den Körper hören!“
Wozu soll das gut sein?
- Frauen, die in der Schwangerschaft Sport machen, haben etwas seltener mit vielen der üblichen Schwangerschaftsprobleme zu kämpfen. So treten beispielsweise die befürchteten Hämorrhoiden: deutlich seltener bei Frauen auf, die sich viel bewegen.
- Frauen, die sich sportlich betätigen, neigen auch etwas weniger zu Schwangerschaftsstreifen.
- Zu Rückenschmerzen kommt es auch viel seltener.
- Die Gewichtszunahme bleibt, bei Schwangeren die Sport machen, meistens moderat.
- Zu guter Letzt kommen sportliche Frauen oft deutlich besser mit der Geburt klar, als Frauen, die sich vor allem viel geschont haben. Das ist ja auch logisch, denn die Geburt ist von der körperlichen Anstrengung her mit einem Hochleistungssport-Ereignis vergleichbar. Und das würde man ja auch nicht untrainiert in Angriff nehmen. Laut einer Studie der Sporthochschule Köln brauchten Frauen, die Schwangerschaftssport betrieben, sogar weniger Schmerzmittel während der Geburt.
Worauf muss ich achten?
Das Anstrengungslevel beim Sport ist dann in Ordnung, wenn man sich dabei noch unterhalten kann. Wenn Ihr eine Pulsuhr benutzt, achtet darauf, dass ein Puls von 140 Schlägen pro Minute nicht dauerhaft überschritten wird.
Besonders vorsichtig müssen Schwangere mit ihren Gelenken sein. Durch die Schwangerschaftshormone sind alle Sehnen und Bänder etwas weicher, sodass Schwangere zum Umknicken neigen. Es sollte also beim Laufen auf gutes, stabilisierendes Schuhwerk und auf sichere Bodenverhältnisse geachtet werden.
Ist jede Sportart in Ordnung?
Normale Sportarten, denen man schon sein Leben lang nachgeht, können in der Regel auch in der Schwangerschaft beibehalten werden. Risikosportarten wie Fallschirmspringen oder Tauchen bleiben natürlich außen vor bzw. müssen ärztlich abgeklärt werden. Mit Sportarten, die gerade zu Beginn besonders verletzungsträchtig sind, wie Skilaufen oder Reiten, sollte man nicht unbedingt erst in der Schwangerschaft anfangen. Die Risikoabwägung bleibt hier aber natürlich jedem selbst überlassen. Empfehlen würde ich das aber nicht.
„Do’s & Dont’s“
Ob Ihr lieber ins Fitnessstudio geht oder alleine durch den Wald lauft, wisst Ihr selbst am besten. Und solange Ihr Euch dabei an die oben genannten Anstrengungskriterien haltet, gibt es kaum wirkliche Einschränkungen. Besonders empfehlenswert sind für Schwangere jedoch folgende Sportarten:
- Walken
- Schwimmen
- Aqua-Fitness
- Fahrradfahren – auch gerne per Home-Trainer
- Gymnastik
- Wandern
- Tanzen – ohne allzu wilde Pirouetten
- Pilates
- Yoga
Wenn Ihr Euch bei einem Kurs anmeldet, solltet ihr nachfragen, ob sich der oder die Kursleiter/in auch mit Schwangeren auskennt. Es gibt nämlich Einiges zu beachten.
Ein Beispiel: Beim Yoga werden oft Positionen wie „die Kerze“ oder „der Schulterstand“ eingenommen, bei denen die Hüfte höher kommt als die Brust. Wenn nach der 24. Schwangerschaftswoche das Baby aber schon in der richtigen Geburtsposition, also mit dem Kopf nach unten liegt, kann eine dieser Übungen bewirken, dass sich das Baby dadurch wieder in eine ungünstigere Position dreht.
Einige Sportarten sind tatsächlich weniger zu empfehlen. Das sind all jene, die den Beckenboden sehr belasten, wie z.B. Trampolinspringen oder in den späteren Wochen auch das beliebte Joggen. Sportarten, die sehr verletzungsgefährdend sind, wie Akrobatik, Bouldern, Mountenbikefahren (durch unwegsames Gelände) oder Kontaktsportarten, wie Boxen oder Karate, sollten natürlich besser ebenfalls unterlassen werden.
Angepasst durch die Schwangerschaft
Das Trainingsverhalten darf in der Schwangerschaft eine Kurve durchlaufen. Denn zu Beginn, im ersten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel), gibt es in der Regel einen leichten Trainingseinbruch. Das kommt durch die körperlichen Veränderungen, die Übelkeit, die viele Frauen zunächst begleitet und die Müdigkeit, die bei vielen Frauen erst einmal jeglichen sportlichen Ehrgeiz verdrängt.
Im zweiten Trimenon folgt ein körperliches Hoch. Die Anfangsschwierigkeiten sind ausgestanden, viele Frauen fühlen sich in dieser Zeit extrem energiegeladen und großartig. Hier kann also nochmal nach Herzenslust Sport getrieben werden.
Im dritten Trimenon solltet Ihr dann tatsächlich ein wenig kürzer treten. Alles wird, durch den nun noch einmal extrem wachsenden Bauch, etwas beschwerlich. Auch setzt bei vielen Frauen eine Kurzatmigkeit ein, die den Sport deutlich schwieriger macht.
Wie geht’s dem Baby beim Sport?
Wenn die Mutter trainiert, dann trainiert das Baby mit. Man geht davon aus, dass die Hormone, die beim mütterlichen Training ausgeschüttet werden, über die Plazenta zum Kind gelangen und dort ebenfalls für einen Trainingseffekt sorgen. Die Herzen von Babys, deren Mütter in der Schwangerschaft trainieren, tun das tatsächlich ebenfalls.
„Sportelt“ ihr schon oder sitzt Ihr noch?
Nach all diesen Hinweisen kann ich eigentlich nur noch dazu aufrufen, den inneren Schweinehund abzuschütteln, die Trainingshosen rauszuholen und die nächsten Sonnenstrahlen zu nutzen, um gleich mal eine Runde durch den Park zu drehen. Und wenn es auch nur „gewalked“ oder mit dem Rad ist.
Noch Fragen?
Ich freu mich schon auf den Erfahrungsaustausch mit Euch! Entweder direkt über die Kommentare oder, wenn ihr es einrichten könnt, sehr gern wieder in meiner nächsten myToys-Facebook-Sprechstunde am 16. April von 9 bis 11 Uhr. Ich beantworte Eure Fragen dort immer wieder gerne!
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An dieser Stelle erst mal vielen Dank für die vielen wertvollen Informationen, die man in diesem Beitrag / Blog finden kann. Das Internet ist ja voll mit Informationen zum Thema Schwangerschaft und leider lassen sich viele werdende Mütter gerade beim ersten Kind total irre machen. Wie gesagt, Daumen hoch für den Blogbetreiber / Blogbetreiberin für die Zeit bzw. Arbeit, die hier investiert wird. Gerade wenn man Kinder hat, ist es schon ein Kunststück sich für sowas Zeit zu nehmen. Beste Grüße
- 27. August 2016Ich habe vorher viel sport gemacht und wurde dann tatsächlich durch Müdigkeit „ausgebremst“ und habe dann irgendwie den Anschluss verpasst, mache aber immerhin Schwangerenschwimmen, Geburtsvorbereitungs-kursgymnastik und Fitnessstudio, am Anfang auch 2x morgens schwimmen, aber dann sind wir umgezogen und ich war erstmal mit Umzugsräumereien beschäftigt 🙂 jetzt sind wir damit fertig, ich bin motiviert mich draußen zu bewegen und nun? Schnee (wir wohnen 600m hoch)….
Also nur Spazierengehen statt Fahrradfahren, aber was soll´s.
Man wird aber tatsächlich als Schwangere komisch angeguckt: sowohl auf dem Fahrrad, als sogar zu Fuß (ich nutze das Auto nicht, wenn ich nicht muss) und im Fitnesstudio nur so halb 😉
Was mich ärgert ist, dass ich auf meine Ärztin gehört habe, die ein Sportmuffel sit (warum wollen Sie denn Sport machen?!, Na, wenn´s unbedingt sein muss, dann halt Walken usw….) und nicht auf mein Bauchgefühl gehört habe, und Taekwondo weiter gemacht habe… Kampfsport ist viel vielseitiger, als alle denken, sodass es da ausreichend Möglichkeiten gibt, es noch weiter zu praktizieren, man muss ja nicht Vollkontakt kämpfen! Beim nächsten Kind 😛
Viele Grüße
- 1. April 2015Birgit
Nichts schade …
- 30. März 2015Liebe Lolli,
Fahrradfahren ist auf jeden Fall ein guter Schwangerschaftssport, wenn es draußen nicht glatt ist. Ansonsten steht ja, wie beschrieben einiges zur Auswahl. Yoga ist schon auch super, nur müssen dann einige Besonderheiten bei schwangeren Frauen beachtet werden. Daher der Hinweis, einen Yogakurs bei einer, mit Schwangeren erfahrenen Trainerin /Trainer zu machen.
Wenn das Baby sich in Beckenendlage dreht? Auch so können Babys geboren werden. Ich habe auf meinem Hebammenblog.de ( http://www.hebammenblog.de/ ) mal was dazu geschrieben: Geburt aus Beckenendlage – Eine Geschichte aus dem Kreißsaal. (http://www.hebammenblog.de/geburt-beckenendlage-kreissaalgeschichte/)
Aber es ist schon eine Besonderheit, die Frauen sich in der Regel nicht unbedingt wünschen.
Liebe Grüße
- 1. April 2015Jana
was passiert denn wenn sich das Baby bei Kerze oder so zurueckdreht
- 29. März 2015Und was wäre jetzt wirklich der beste sport ich habe gehört es ist Fahrrad fahren
was passiert denn wenn sich das Baby bei Kerze oder so zurueckdreht
- 29. März 2015Und was wäre jetzt wirklich der beste sport ich habe gehört es ist Fahrrad fahren