SPIELEN & LERNEN

Wie Kinder Sprechen lernen

Meine Schwester ist jetzt acht Jahre alt. Als ich anfing Linguistik – die Lehre der Sprache – zu studieren, war sie gerade im Spracherwerbsprozess, das heißt, sie begann damit, ihre Muttersprache Deutsch zu lernen. Für mich war es unheimlich spannend, die gelernten Inhalte über den Erwerb der Sprache an meiner eigenen Schwester beobachten zu können. Noch unglaublicher fand ich, welche Entwicklung Kinder diesbezüglich in ihrem ersten Lebensjahr durchlaufen. Dieses faszinierende Thema möchte ich gerne mit euch teilen und erklären, wie Kinder sprechen lernen.

Sprechen lernen Schritt 1: Kommunikation ohne Worte

Der Spracherwerb ist sehr komplex. Daher gibt es in der Forschung verschiedene Theorien darüber, wie Kinder sprechen lernen. Einige Anhänger des sogenannten Behaviorismus meinen zum Beispiel, Kinder würden durch Imitation und durch Verstärkung lernen. Sie gehen also davon aus, dass Kinder lediglich ihren Eltern nachsprechen und durch einen Belohnungseffekt – also eine positive Reaktion auf das Gesagte – die Sprache festigen würden. Gegen diese Annahme spricht allerdings, dass Kinder bereits früh schon Sätze formulieren können, die sie vorher nie gehört haben.

Darum gehen andere Forscher  – im Nativismus – davon aus, dass Kinder bei Ihrer Geburt mit einer sogenannten Universal-Grammatik auf die Welt kommen, was bedeutet, dass sie grundsätzlich jede Sprache der Welt lernen könnten, weil die Informationen dazu bereits im Gehirn verankert sind. Dieses umfassende Wissen um sämtliche Sprachlaute der Erde bleibt jedoch nicht erhalten, sondern wird ziemlich schnell durch die Laute der eigenen Muttersprache ersetzt. So nimmt euer Baby in der ersten Zeit alles wahr, was ihr als Eltern sprecht oder singt, da es nur so entscheiden kann, welche Sprache es lernen soll.

Da dieser Prozess unterbewusst abläuft, ist davon in den ersten zwei Lebensmonaten noch nicht viel zu merken. In der ersten Zeit wird sich euer Kind nur durch Schreien bemerkbar machen können. In dieser Phase müsst ihr quasi eurem Baby den Wunsch von den Augen ablesen, denn erste Worte werden noch lange auf sich warten lassen.
Ab dem zweiten Monat wird euer Baby dann damit beginnen, seine Sprechwerkzeuge auszuprobieren. Das heißt es wird mit seiner Zunge, seinen Lippen und dem gesamten Mundraum spielen, um herauszufinden, wie das Ganze funktioniert. Dabei werden Vokale (A, E, I, O, U), unterschiedliche Tonhöhen- und tiefen, sowie die ersten Konsonanten(-Verbindungen) (vorrangig Ba, Ma, Ga, Da) auftreten. Diese Phase reicht bis in den siebten Monat hinein und wird bereits im sechsten Monat langsam durch das Brabbeln und Lallen abgelöst.

Sprechen lernen Schritt 2: Brabbeln und Lallen

Nachdem euer Baby in den ersten Lebensmonaten umfangreich getestet hat, wie laut und wie schrill es einige Laute erzeugen kann, fängt es ab dem sechsten Monat damit an, Geräusche nachzuahmen und sie als Gegenstandsbezeichnungen zu verwenden. So wird im Laufe der nächsten Monate der Hund zum Wau-Wau, das Auto zum Tut-Tut und der Vogel zum Piep-Piep. Die Dopplung der Geräusche ist nicht zufällig, sondern ergibt sich aus dem sich wiederholenden Lallen der Konsonantenverbindungen. Dabei entstehen neben einfachen Brabbel-Übungen wie BaBaBa und DuDuDu auch die ersten Worte: Mama und Papa.

Sprechen lernen Schritt 3: Erste Worte

Erste Worte treten ungefähr um den ersten Geburtstag herum auf. Dabei beschränkt sich euer Baby zunächst auf die wichtigsten Wörter und Wortarten, die wichtig sind, um sich zu verständigen. So wird euer Kind zu diesem Zeitpunkt zunächst einmal auf Nomen (Hund, Saft), Verben (essen, spielen) und Präpositionen (auf, in) zurückgreifen.

Wie Eltern das Sprechen lernen unterstützen können

Als Eltern könnt ihr diese wichtige Entwicklung eures Kindes nicht nur begleiten, sondern sie auch unterstützen. Dazu gehört neben dem vielen Sprechen mit eurem Kind auch das Singen. Euer Baby nimmt nämlich gerade in den ersten Lebensmonaten die Tonhöhe und den Tonverlauf eurer Stimme beim Singen und Sprechen wahr und merkt sich eure Sprachmelodie. Daher ist auch eine starke Betonung während des Sprechens vorteilhaft.

» Interview mit Sabine Hirler «

Wir haben mit Sabine Hirler ein Interview zum Thema „spielerisch lernen“ geführt. Sie ist Expertin im Bereich Rhythmik in Pädagogik und Therapie.

Sie sind Expertin, wenn es um musikalische Förderung von Kindern geht. Inwiefern lässt sich so die Entwicklung der Kinder fördern?

Sabine Hirler: Musik ist uns sozusagen in die Wiege gelegt. Das Gehirn verarbeitet im ersten Lebensjahr zum Beispiel sprachliche Eindrücke der Eltern über Musikzentren im Gehirn. Laut-leise, hoch-tief, schnell-langsam wird vom Baby und Kleinkind in besonders intensiver Weise wahrgenommen und im Gehirn gespeichert. Aus diesem Grund bieten Krabbelreime, Kniereiter, Spiellieder den Allerkleinsten eine ausgesprochen kindgerechte Möglichkeit die Sprache, die Bewegungskoordination, das Körpergefühl, die emotionale Bindung zu fördern. Ältere Kinder im Kindergarten und Grundschulalter lernen durch Lieder sich eine gewisse Textmenge zu merken, sie wiederzugeben und sie mit Bewegungshandlungen zu verknüpfen. Aus diesem Grund sind Reimendungen beliebt und wichtig, da sich Texte mit Reimendungen besonders gut merken lassen.

Das ganze Interview findet ihr in unserem kostenlosen eBooK: Wie Sie mit Spielen die Entwicklung Ihrer Kinder fördern können

Sprechen lernen: den natürlichen Spracherwerb fördern

Wenn euer Kind dann mit dem Brabbeln und seinen ersten Worten beginnt, könnt ihr seine Sprache mit einem anregenden Sprechklima fördern. Das heißt, dass ihr euer Kind beispielsweise im direkten Dialog zum Sprechen auffordert und beispielsweise offene Fragen stellt, die nicht nur mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. Aber auch Reime, Lieder und das Vorlesen von Geschichten unterstützen den natürlichen Spracherwerb. Wichtig ist auch, dass ihr eure Sprache an die eures Kindes anpasst, um es nicht zu überfordern.

Letztendlich ist der von mir vorgestellte Spracherwerb nur ein grob erfasster Verlauf. Macht euch keine Gedanken, wenn euer Baby erst später mit dem Lallen, Brabbeln und seinen ersten Worten beginnt. Die Entwicklung eines Kindes ist immer etwas sehr individuelles und kann daher auch nicht von einer Tabelle abgelesen werden.

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Theres

Vierblättrige Kleeblätter suchen, ein großes Eis in der warmen Sonne genießen und immer Neues entdecken wollen. Theres ist trotz des Älterwerdens immer ein bisschen Kind geblieben. Zusammen mit ihren jüngeren Geschwistern kann sie das auch heute noch so richtig ausleben.

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